Hallo liebe Britta Strauß. Ich freue mich sehr, dass ich dich jetzt auch persönlich interviewen darf, nach dem tollen Protainterview mit William und Hannah. Als erstes mal eine ganz klassische Frage. Wie bist du dazu gekommen, Bücher zu schreiben? Wolltest du das schon immer machen oder war das eher Zufall?
Hallo Medea. Die Freude ist ganz meinerseits. Das Interview mit Hannah und William mitsamt Zeitreise auf die Scowerer ist mir noch sehr gut in Erinnerung. Das war wirklich mal etwas Besonderes
Wie ich zum Schreiben gekommen bin? Ich bekam irgendwann zum Geburtstag eine Schreibmaschine geschenkt. Das ist schon ewig her, aber damals habe ich mich hingesetzt und einfach – natürlich mit einem Mordslärm – drauflos getippt. Meine allererste Geschichte drehte sich, wenn ich mich recht erinnere, um drei Jungen, eine Zeitreisemaschine und jede Menge Urzeitviecher, die die Protagonisten verspeisen wollten. Der Schreibmaschine folgte irgendwann ein Computer, und ich fand schnell heraus, dass ich Freude am Geschichtenerzählen hatte. Anfangs schrieb ich nur für mich, später lud ich die ersten Stories im Internet hoch. So fand ich heraus, dass mein Geschreibe auch anderen Menschen in der großen weiten Welt gefiel. Und irgendwann hat es dann sogar mit einem Verlag geklappt. Was will man mehr
Mit der Schreibmaschine. Das klingt ja toll. Mit wieviel Jahren war das denn?
Puh, wenn ich das noch so genau wüsste. Grob geschätzt war ich ungefähr 11 oder 12 Jahre alt. Damals habe ich meine Wochenenden am liebsten allein verbracht und bin auf Gedankenreisen gegangen. Da kam mir die Schreibmaschine gerade recht. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, habe ich mir eigentlich schon immer gerne Geschichten ausgedacht.
Ja, das kenn ich. Zu viel Fantasie und so.
Und neben dem Geschichten ausdenken, liest du auch selber gerne?
Auf jeden Fall. Wenn ich allerdings die Wahl zwischen Lesen und Schreiben habe, fällt meine Wahl meistens auf das Schreiben. Ich lese gerne, bin aber furchtbar langsam. Bis ich ein Buch im handelsüblichen Umfang ausgelesen habe, vergeht gut und gerne ein Monat. Einfach, weil ich nicht allzu häufig dazu komme und ein typischer „Vor-dem-Einschlafen-im-Bett-Leser“ bin. Am liebsten greife ich zu Fantasy. Also zu dem, was ich selbst gerne schreibe. Man könnte also sagen, ich schreibe die Bücher, die ich selbst gerne lesen würde.
Achso, haha, jetzt hast du mir die Antwort auf meine nächste Frage schon vorweg genommen *lach*
Ich stelle sie trotzdem nochmal. Liest du lieber Fantasy oder auch mal gerne Dystopien oder gar etwas ganz anderes?
Hoppla, da war ich wohl zu eifrig. Ich habe letztens mal eine Dystopie versucht, aber als dann die Eingeweide allzu verschwenderisch durch die Gegend flogen und auf jeder zweiten Seite jemand in die Luft gsprengt wurde, habe ich wieder zur romantischen Fantasy gegriffen. Dystopien sind mir üblicherweise zu runterziehend. Wenn ich eine Dystopie möchte, lese ich die Nachrichten *lach* Ich brauche Alltagsfluchten, Träume in Buchstabenform. Etwas zum Abtauchen. Daher lese ich auch keine Krimis oder Schicksalsromane. Ein Buch muss mich aufbauen, nicht deprimieren. Natürlich fliegen auch in der Fantasy öfter mal die Fetzen, aber das ist etwas anderes und bewegt sich in einem phantastischen Rahmen. Hin und wieder greife ich auch zu historischen Romanen. Wenn ich das tue, bevorzuge ich farbenprächtige und spannende Abenteuerschinken, gerne mit Romantik vermischt. Aber bitte nicht allzu blutig und deprimierend. Ich brauche immer mein Licht am Horizont.
Ah, okay. Ja ich weiß schon, was du meinst. Aber es sind ja nicht alle Dystopien so brutal…
Jetzt mal zu deinem (soweit ich weiß) neusten Buch, Das wilde Herz des Meeres. Oder erst mal zu dem Verlag. Wie genau bist du zum Drachenmond Verlag gekommen? Astrid hatte an der LDN 2017 ja mal was erwähnt, aber ich habe das nicht mehr im Kopf…
Ja, das stimmt. Es gibt zweifellos verdammt gut geschriebene Dystopien, aber sie sind einfach nicht mein Fall. Zum Drachenmond Verlag bin ich im Jahr 2012 über eine Freundin gekommen, die mit Astrid in Kontakt stand und für mich gewissermaßen ein gutes Wort eingelegt hat. Damals hatte ich gerade Sturmherz fertig geschrieben und suchte ein kuscheliges Zuhause für meinen Selkie. Zu diesem Zeitpunkt schrieb ich zwar bereits für den Sieben Verlag, allerdings verlegte der keine Jugendbücher. Und Sturmherz war ein solches Jugendbuch. Astrid hat die Geschichte letztlich überzeugt, und so landete ich im Drachennest und mache es mir seitdem darin gemütlich.
Mit den ganzen anderen Drachen. Also war Sturmherz dein erstes Drachenmond-Buch. Und welches war dein erstes herausgebrachtes Buch überhaupt?
Ja, „Sturmherz“ war mein erstes Drachenmond-Buch. Mein allererstes veröffentlichtes Buch heißt „Nathaniels Seele“ und erschien 2011 im Sieben Verlag. Es war mehr oder weniger ein Auftragsbuch, das ich nach den Tips des Verlages angefertigt und damals innerhalb von 3 Monaten geschrieben habe. Mit meinem ursprünglich eingereichten Manuskript – einer aus heutiger Sicht sehr überarbeitungsbedürftigen Geschichte – wurde ich leider nicht angenommen, aber der Chefin gefiel mein Schreibstil, und so bekam ich die Chance, es ein zweites Mal zu versuchen. Mit einer Story, die auf den Lesergeschmack zugeschnitten war. Damit hat es schließlich geklappt.
Und hättest du so ein Buch auch geschrieben, wenn diese Tipps nicht vom Verlag gekommen wären? Wärst du auch auf solche Ideen gekommen?
Es waren ja so gesehen meine eigenen Ideen. Der Verlag hat sich einfach nur mehr Knistern und mehr sinnliche Momente gewünscht. Ich habe ein Konzept vorgestellt, und mein späterer Verleger hat es mit ein paar kleineren Anmerkungen abgesegnet. Natürlich habe ich mich bei meiner Idee an dem Verlagsprogramm orientiert, denn ich wollte einen Fuß in die Tür bekommen, wie man so schön sagt. Längst war es zu einem meiner Wunschziele geworden, ein Buch bei einem Verlag unterzubringen, und dieser Wunsch hat sich mit ein wenig Mühe und Entschlossenheit erfüllt. Auch, wenn ich mehrere Anläufe gebraucht habe.
Ah, ja, das ist nachvollziehbar. Wie kamst du auf die Idee zu Das wilde Herz des Meeres?
2015 verbrachten wir unseren Urlaub im wilden Norden von Fuerteventura. Vom ersten Augenblick an liebten wir den wilden Atlantik, die raue Küste und das Lebensgefühl in Cotillo, dem Hauptschauplatz des Buches. Während eines Abendspaziergangs am Strand stolperte ich über einen Stein, der einem menschlichen Schädel sehr ähnlich sah. In diesem Augenblick wurde die Idee zu „Das wilde Herz des Meeres“ geboren. Und ich wusste: die Geschichte muss hier spielen. An diesem grandiosen, die Fantasie anregenden Ort. Damals wurde Cotillo zudem sehr oft von Piraten geplagt. Es passte also alles zusammen, auch, wenn Hannah ihren Piraten nicht unbedingt als Plage ansieht *lach*
Nein, das tut sie wirklich nicht.
Nochmal zu Das wilde Herz des Meeres: welchen Charakter aus dem Buch magst du am liebsten? Oder gibt es da überhaupt einen?
Große Überraschung: Am liebsten mag ich WIlliam. Es ist einfach so. Ich liebe seine Art und seine Entwicklung. Seine harte Schale und seinen weichen Kern. Einfach alles. Noch dazu besitzt er ein Schiff. Ich meine … hey … wer wünscht sich nicht ab und zu einen Piraten mitsamt Segelschiff, um auf den Horizont zuzusteuern *zwinker*
Haha das stimmt. Du hast gut zur nächsten Frage umgeleitet. Was würdest du tun wenn du William begegnetest?
Ha ha, tolle Frage. Zuerst würde ich ihm verklickern, dass ich glücklich vergeben bin. Dann würde ich schnellstmöglich meinen Seesack vollstopfen, meinen Liebsten schnappen und gemeinsam mit ihm und William auf die Scowerer gehen, um die Kreuzfahrt meines Lebens zu beginnen *seufz* Und du?
Puh, ich weiß es nicht… auf jeden Fall auch auf die Scowerer gehen *lach* aber rein theoretisch war ich ja schonmal da…
Und was würdest du machen wenn du nicht glücklich vergeben wärst? Ihm hoffnungslos verfallen?
hmmm ….
hmmmmmmm …….
Ich würde Rum mit ihm trinken und auf die höchste Rah klettern. Dann sehen wir weiter … ha ha
Ja, William ist schon ein bisschen speziell… und er drückt sich ja auch speziell aus und verhält sich so. Wie aus der Vergangenheit eben. Musstest du viel recherchieren um das so gut zu imitieren? Und auch um generell das alles in der Vergangenheit gut darzustellen?
Ja, es erforderte schon einige Recherche. Aber da ich mich ohnehin für Piraten, das Meer und wilde Abenteuer begeistere, gestaltete sich die als pures Vergnügen. Ich habe zur Vorbereitung ein paar alte Freibeuter-Schinken gelesen, mich ein wenig in die alte Seefahrt eingefuchst, ein paar Piratenflüche gelernt und bin noch ein zweites Mal nach Cotillo gereist. Bei allem anderen hat mir William weitergeholfen *grins*
Nochmal eine Frage wegen Recherche und so. Ich hatte dir die Frage schonmal gestellt aber nicht in einem Interview, sondern nur so. Magst du Fluch der Karibik? Weil in dem Buch gibt es ja einige Anspielungen darauf.
Natürlich mag ich Fluch der Karibik. Auch wenn mich Teil 3 und 4 eher stirnrunzelnd zurückgelassen haben. Aber Jack & Co. sind zweifellos Kult und haben mich bezüglich der bunt zusammengewürfelten Scowerer-Mannschaft inspiriert. Darauf eine Buddel voll Rum! hoooaaay
Ja, Rum ist gut…
Würdest du gerne zeitreisen? Mal so als ganz andere Frage
Auf jeden Fall! Allerdings nur in einer gut geschützten, unsichtbaren Zeitmaschine *lach* Ich bin zwar abenteuerlustig, aber nicht lebensmüde. Als weiblicher Zukunftsmensch hätte ich wohl in so mancher Epoche meine Probleme. Und wohin ich zuerst reisen würde? Hm, vermutlich ins alte Babylon. Und wer weiß? Vielleicht würde ich herausfinden, dass sämtliche Geschichtsbücher neu geschrieben werden müssen, weil nichts so ist, wie wir es uns vorstellen.
Wow. Babylon klingt interessant. Ich habe noch eine letzte Frage an dich. Was ist dir das wichtigste bei deinen Büchern?
Das Wichtigste ist für mich, den Lesern eine Auszeit zu ermöglichen. Ich schreibe, um mich frei zu fühlen, Abenteuer zu erleben, zu träumen und alle Grenzen aufzuheben. Geschichten sind eine Zuflucht für mich. Ein Refugium, in dem man Atem schöpfen und durch Fantasie neue Kraft finden kann. Bücher haben mich schon oft getröstet, sei es nun, indem ich sie lese, oder indem ich sie schreibe. Und wenn ich diesen Effekt bei meinen Lesern erziele, bedeutet mir das unheimlich viel. Ich möchte die Menschen an die Hand nehmen, sie zum Lagerfeuer führen und ihnen eine Geschichte erzählen, damit sie eine Zeitlang alles um sich herum vergessen. Dafür sitze ich monatelang an einem Buch. Das ist mir das Wichtigste. Bücher zu schreiben, die zum Träumen animieren.
„Lesen heißt durch fremde Hand träumen“ heißt es doch so schön. Willst du meinen Bloglesern noch irgendwas mitteilen?
Genau so ist es. Hört niemals damit auf, Tore durch phantastische Welten zu durchschreiten, und hört niemals auf zu träumen. Es war mir eine Freude, liebe Medea. Ich wünsche dir und all deinen Lesern allzeit spannende Schmökerstunden und zahllose Abenteuer.
So, mein Liebster und das Sofa warten auf mich. Ich wünsche dir an dieser Stelle eine gute Nacht & sage Danke für das schöne Interview
Das wollte ich auch gerade sagen. Vielen vielen Dank für die viele Zeit, die du hast draufgehen lassen für mich und meinen Blog und die Drachenmond Lesechallenge. Bis dann.
Meine Frage für die Drachenexpedition ist: Welches Buch-Genre findet Britta viel zu blutig? Vergesst nicht, euch die Antwort für das Rätsel am Ende zu notieren.
Den nächsten Post der Drachenexpedition findet ihr morgen bei Julia/Amira Zoe von Violet’s Book Reviews
Huhu 🙂
Ein wirklich schönes Interview 😊😊
Liebe Grüße Jenny
Dankeschön 😊
LG, Medea