Drachenadvent | [Interview] Dennis Frey

Medea: Hallo Dennis. Vielen Dank erstmal, dass du dir Zeit genommen hast für dieses Interview.

Dennis: Sehr gerne. Ich sitze grade im Dunkeln und warte darauf dass mein kleiner Sohn einschläft – das ist die perfekte Zeit für Interviews 😉

Oh, dann ist ja gut. Das würde ich mir bei meinen Babysitterstunden auch manchmal wünschen, haha. Darf ich fragen wie alt dein Sohn ist?

Ein Sohn ist vier, der andere zwei und zu Weihnachten bekommen wir noch eine Tochter. … Ich glaube dann reicht es auch erstmal.

Das klingt schön. Du musst sagen, wenn die Fragen zu persönlich sind. Ich habe nämlich noch eine persönliche auf Lager. Aber dann komme ich auch auf dein Autorenleben zu sprechen. Also, du wohnst ja in Irland. Wie bist du denn dazu gekommen, dorthin zu ziehen?

Ursprünglich war geplant 2010 für ein Jahr zum arbeiten herzukommen. Selbst das war mir schon zuwider, aber in Deutschland gab es zu der Zeit weder Arbeit für mich, noch für meine Frau. Und dann war ich noch keinen ganzen Tag hier, als ich wusste, dass ich nicht mehr weg will. Ich habe mich noch nie irgendwo so zuhause gefühlt.

Ah, sowas hätte doch jeder gerne. Einen Ort, an dem er sich richtig zu Hause fühlt. Nun zu den Bchfragen. Ich weiß, das ist eine richtig 08/15 Frage, aber weil Fremder Himmel diesbezüglich so besonders ist, stelle ich sie trotzdem: Wie bist du auf diese außergewöhnliche Idee gekommen?

Fremder Himmel ist aus drei Themen entstanden: Zum einen existiert die Welt Kaemnor schon sehr lange – 16 Jahre um genau zu sein – und ich wollte immer irgendetwas damit machen. Zweitens habe ich auf meinem Weg zum Autor sehr viele Fehler gemacht, vor denen ich gerne warnen wollte ohne einen weiteren, langweiligen Schreibratgeber herauszugeben. Und als letztes war da die Sache mit Kellin, von der ich unbedingt wissen wollte, wie Leser darauf reagieren…
Und aus diesen Zutaten ist dann irgendwie Monas Geschichte entstanden.

Ich muss wohl nicht mehr erwähnen, dass ich sie wirklich besonders und toll finde *lach*
Wie wäre es denn für dich, in deinem eigenen Buch zu landen? Jetzt nicht unbedingt Fremder Himmel, weil dann wäre es ja irgendwie doppelt, aber so generell?

Ich würde mir wahrscheinlich relativ nutzlos vorkommen, weil es außerhalb von Kaemnor meist um Magier oder Leute mit speziellen Fähigkeiten geht und ich da nicht sehr hilfreich wäre … aber es gibt da einige Leute die ich gerne treffen würde. Zumal ja jede Figur zumindest ein kleines bisschen von mir hat.

Das wäre einer meiner nächsten Fragen gewesen… in wiefern kannst du dich mit deinen Charakteren identifizieren? Wieviel steckt von dir in ihnen? Also jetzt meine ich wieder bei Fremder Himmel…

Mona hat sehr viel von mir mitbekommen, damit es nicht komisch wird wenn sie die selben Schreib-Fehler macht wie ich. Ansonsten sind es kleine Stückchen von mir die ich hineinpacke – denn je besser ich die Figur verstehe, desto besser kann ich sie schreiben.
Im nächsten Kaemnor Buch „Der Thronräuber“ gibt es jemanden auf den ich mich sehr freue, weil er quasi ich mit siebzehn ist.

Darf man schon wissen, um wen es in diesem zweiten Teil gehen wird? Generell was zu dem Buch? Oder muss da noch Stillschweigen gewahrt werden?

Wir verfolgen die Gruppe um den Barbaren Ganesch – allerdings darf der arme Kerl schon wieder nicht die Hauptfigur sein 😉
Thronräuber wird mein erstes Buch das aus der Sicht von zwei Personen erzählt wird. Einmal der oben erwähnte junge Mann, den noch niemand kennt und eine junge Dame von der schon mehrere Leser gesagt haben, dass sie mehr über sie wissen wollen.

Ich nehme mal schwer an, entweder Ley oder Kit… aber ich höre jetzt auch auf zu spekulieren…
Was mich ja brennend interessiert, ist, wie die Geschichte um Kellin eigentlich gelaufen wäre? So grob umrissen… oder hast du dir da gar keine richtigen Gedanke drüber gemacht?

Diese extrem eintönige Geschichte, die dir zum Glück erspart geblieben ist, war eine der allerersten Rollenspielrunden die ich geleitet habe. Kellin ist stark angelehnt an einen Mitspieler von damals, der nicht begreifen konnte, dass eine Figur die nicht überall zugleich ist und alles kann viel interessanter ist.
Ohne Monas Einmischung wäre Kellin der selben Route gefolgt um seinen Auftrag abzuschließen, dabei aber viel weniger interessanten Leuten begegnet. Und ab Arlika hätte ich aktiv versucht ihn umzubringen 😜

Wäre er so schrecklich gewesen? Das klingt ja wirklich grauenvoll, wenn du sogar versucht hättest, ihn zu töten 😂

Ein Autor muss tun, was ein Autor tun muss. Ja, er ist wirklich schrecklich. Ein unerträglicher Kerl der sich auf seinem Prinzentitel ausruht, immer zu allem seinen Senf dazugeben muss und irgendwelche zuvor nicht erwähnten Fähigkeiten oder magischen Gegenstände aus dem Ärmel zieht. Mit dem hätten wir keinen Spaß gehabt.

Dann ist es ja gut, dass er krepiert ist. Entschuldige meine Gleichgültigkeit… Ist es dir schwer gefallen, das Ende von Fremder Himmel zu schreiben? Mona in so einer Situation alleine zu lassen…?

Ich glaube dazu weiß ich zuviel. Klar ist das Ende schwer zu verkraften für Mona, aber es gibt genug Hoffnung um sich wieder aufzuraffen und weiterzumachen. Sie knickt zum Glück nicht (mehr) so leicht um – ich habe vollstes Vertrauen, dass sie sich wieder fängt und sich ein schönes Leben macht.

Oh ja, da hast du Recht. Sie hat sich ja echt toll entwickelt in dem Buch. Noch eine Frage zu deinen Charakteren. Wie entstehen sie?

Die Hauptfiguren kommen mit der Idee für die Geschichte. Die Nebenfiguren werden aus dem erschaffen wofür sie gebraucht werden. Normalerweise schreibe ich dann ein paar Testszenen aus dem Alltag um ein Gefühl für die Person zu bekommen und dann geht es los 😉

Und welche Figur aus Fremder Himmel magst du am liebsten? Oder gibt es da keine?

Ich glaube mein Liebling ist der Zwerg Gorin, der mir die Möglichkeit gegeben hat ein bisschen von den Besonderheiten meiner Zwerge zu erzählen.
Aber liebgewonnen habe ich sie auf der Reise alle 🙂

Das verstehe ich gut. Man gewinnt sie ja auch als Leser total lieb und will sie fast nicht mehr gehen lassen. Dann ist es als Autor ja nochmal stärker… Die Geschichte rund um Kaemnor erinnert ja zum Teil an den Herr der Ringe Stil. Liest du selbst gerne? Wenn ja, was genremäßig am liebsten?

Das kommt ganz auf meine Stimmung an. Was ich selten lese sind die ganz epischen „Held rettet Welt“ Geschichten, weil ich mir schwertue mir eine Person vorzustellen die geeignet wäre die ganze Welt zu retten. Lieber sind mir da Bücher in denen ich beobachten kann wie der Held an seiner Aufgabe wächst – da ist es dann auch egal ob in unserer Welt oder einer anderen … nur mit Alltagsgeschichten tue ich mir schwer. Dinge die wirklich passieren könnten, kann ich jeden Tag erleben. Ich lese um eine völlig neue, unbekannte Welt zu entdecken.

Ich weiß, was du meinst. Diese ganzen perfekten Helden können einem auf die Nerven gehen. Obwohl ich sowas auch mal mag.
Hast du irgendein Lieblingsbuch?

Ein einzelnes Lieblingsbuch? Eher nicht.
Ich liebe die Königsmörder Chronik von Pat Rothfuss. Die macht viele kleine Fehler, aber das was sie richtig macht, macht die richtig gut 🙂
Aber da gibt es noch viele andere Bücher die mir viele schöne Stunden geschenkt haben.

Die Reihe rund um Kvothe, ja? Ich habe den ersten Teil mal gelesen und den zweiten und dritten noch hier stehen. Aber da habe ich mich noch nicht ran getraut.
Was war eigentlich dein erstes herausgebrachtes Buch?

Zwei und Drei sind noch ein gutes Stück besser als der erste. Ich hoffe nur Pat schreibt den letzten Teil noch in diesem Leben.
Ich habe mit Kurzgeschichten angefangen. Gaaanz viele Kurzgeschichten. Mein erster Roman war „Fremdes Leben“, das in meiner Heimatstadt Cork spielt und Cormack dabei begleitet wie er immer und immer wieder versucht sein Leben mit der Hilfe eines Fremden wie Bragi auf die Reihe zu kriegen .

Ich habe auf jeden Fall vor, noch Bücher von dir zu lesen, stehen auf meiner Wunschliste.
Planst du deine Bücher durch oder passieren sie einfach? Und verselbstständigen sich deine Charaktere manchmal?

Wenn ich anfange zu schreiben habe ich die erste und die letzte Szene und die Figuren – und dann schreibe ich einfach alle Szenen die mir so einfallen. Am Ende verbinde ich die und habe dann ein fertiges Buch. Ganz einfach 😉
Ich bin einer der berüchtigten Chaosschreiber, die laut diverser Schreibratgeber nie ein Buch fertig bekommen. Dafür hat das bisher aber ganz gut geklappt 😁

Oh, okay. Dann scheint das ja doch irgendwie zu funktionieren 😂
Seit wann schreibst du eigentlich? Schon als Kind oder erst später?

Ich habe als Kind geschrieben, dann haben mir meine Eltern ausgeredet, dass man das als Beruf machen kann (Danke nochmal! 🙄) und ich habe jahrelang nur für mich selbst geschrieben weil die Sachen eben aus meinem Kopf raus wollten.
Mit dem Veröffentlichen habe ich angefangen nachdem meine Frau eine von meinen Geschichten gefunden hat und toll fand…

Dann mag ich deine Frau schon ohne sie überhaupt zu kennen 😂
Also letzte Frage: Was ist dir das Wichtigste bei deinen Büchern? Sowohl bezüglich dir als Autor als auch bezüglich deinen Lesern?

Das Wichtigste an meinen Büchern ist das Entdecken von etwas Neuem. Ich möchte nicht nur mit anderen Worten eine Geschichte erzählen die andere schon erzählt haben, sondern beim Schreiben auf eine spannende Reise gehen. Wenn ich mich selbst überraschen kann, dann kann ich auch meine Leser überraschen – und dann bin ich glücklich 🙂

Das klingt schön. Manche würden sich jetzt vermutlich fragen, wie man sich selbst überraschen kann. Menschen, die nicht lesen oder schreiben. Hast du noch irgendwas, das du meinen Bloglesern und den Lesern des Drachenadvents mitgeben willst?

Ich weiß viele von uns Lesern neigen dazu sich in Büchern zu verkriechen weil die Welt manchmal ziemlich dunkel scheint. Mir ging das früher auch oft so, besonders in den Wintermonaten.
Ich werde euch ganz sicher nicht aus euren Büchern, oder sogar dem Haus scheuchen wollen – ich möchte euch nur sagen, dass die Tage auch wieder heller werden. Bis dahin versuche ich das ein oder andere Licht für euch anzuzünden ❤️
Und an dich noch ein ganz großes Dankeschön Medea. Das Interview hat sehr viel Spaß gemacht.

Mir auch und vielen Dank! Tut mir echt leid, dass es so lange gedauert hat 😅 3 1/2 Stunden…


Hier ist ein weiteres Drachenadvent-Puzzleteil!

URBN2246[1]

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